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31.12.2008

Die kleine Stadt


Die kleine Stadt

Die kleine Stadt
liegt im sonntäglichen Morgenschlaf.
Nichts regt sich,
nicht das geringste Lüftchen weht.
Meine Schritte hallen hohl
in den leeren Gassen.
Wie ein Astronaut fühl ich mich,
der in menschenleerer Einsamkeit
und klirrender Kälte
in seinem Raumschiff
das All durchquert.
Das ferne Bellen eines Hundes
durchbricht das Schweigen.
Eine Vogelschar
hoch in den Bäumen
antwortet im süßen Chor
ein Liedchen flötend.
Langsam erwacht sie,
die kleine Stadt
und auch ich fühle mich
als ein Teil des Ganzen.

Himmelsspiel


Himmelsspiel

Ein Himmel groß und weit
gemalt in zartem
Graublau, Rotgold und Rosé
wölbt sich
so weit mein Auge reicht
hoch übers nackte Winterland.
Dürre Pappeln und Weiden,
zerfetzt und durchgeschüttelt
ihrer grünen Schönheit beraubt
vom letzten Wintersturm
recken ihr Geäst
bizarren Krallenhänden gleich
in stummer Klage
hoch gen Himmel.
Die Sinfonie der Farben
explodiert im Feuerwerk
in Rot und Gold,
endet im Finale
von sanftem Taubenblau
angehaucht von zartestem Rosé
bis der Himmel
endlich Abschied nimmt
vom letzten Farbenspiel
und im schwarzblauen Nachtgewand
die ersten Himmelslichter
zündet.

Copyright Gisela Bradshaw

Die Zeit


Die Zeit

Wir können die Zeit
Nicht anhalten,
müssen sie fließen lassen
wie die Wasser des Flusses,
der unaufhaltsam
seinem Ziel entgegeneilt.
Wir sind die Boote,
die auf seinen Wogen reisen,
durch Sonne, Wind und Regen.
Alles, was gestern war,
ist morgen schon ein Traum,
die Tage unserer Kindheit,
unserer Jugend,
die Zeit der süßen Liebe
Episoden aus längst vergangenen Tagen
eingefangen auf bunten Bildern
aus starrem Zelluloid.
Nichts und niemand kann ihn aufhalten,
diesen Fluß der Zeit.
Gestern, heute, morgen
sind nur Stationen auf der Reise,
die unser Leben ist.

Copyright Gisela Bradshaw

Gedanken unter dem Sternenhimmel



Gedanken unter dem Sternenhimmel

Ich sehe all die Sterne über mir
geheimnisvoll
zu mir hinunterblinkend.
So weit sind sie,
scheinbar so klein
und doch so groß.
So viel schon
haben sie gesehen,
all die Zeiten,
die vorübergingen,
all die Menschen,
die, wie Blütenstaub im Wind,
kamen und vergingen.
Geboren wurden sie
wie wir,
zum Sterben verdammt
sind sie ebenso
wie wir.

Copyright Gisela Bradshaw

30.12.2008

Hunsrückmorgen


Hunsrückmorgen


Wolkenschleier an bleigrauem Himmel
bedecken grünes Hunsrückland
verhüllen mit keuschen Eifer
alle Reize, alle Schönheit,
so oft verschwenderisch gezeigt
an sonnentrunknen Sommertagen.
Ein kalter Wind weht pfeiffend übers Land,
läßt der Douglasien immergrüne Spitzen
sanft erzittern.
Unsichtbare Vögel zwitschern
unverdrossen fröhlich
ihre süßen Lieder.
Ein leises Brummen von weither
Gibt Kunde von der anderen Welt,
dem hektischen Getriebe
da draußen, irgendwo.
Ich atme tief kristall‘ne Luft,
laß Reinheit mich durchströmen,
werde neu wie dieser frühe Tag.
Alle Sorgen, alle Mühe
fallen ab von mir
wie eine trockene Schale,
und meine Seele fliegt
leicht und beschwingt
hoch in den weiten Himmel.

Copyright Gisela Bradshaw

Sturmzeit


Sturmzeit

Ein Sturm rast über’s weite Land,
lässt bunte Drachen steigen
hoch in die luft’gen Höhn
des grauumflorten Himmels.
Erbarmungslos fegt er
durch buntgefärbte Wälder,
reißt mit sich letzte goldne Blätter
auf seiner Höllenfahrt.
Raben rauschen mit heisrem Schrei
Westwärts,
tiefschwarze Sendboten
des nahenden Winters.
Des Sturmes Eiseshauch
peitscht mein Gesicht,
lässt mich vor Kälte beben.
Ein Sturm hat uns verweht,
getrennt für alle Zeiten.
Am fernen Horizont such ich Dich,
doch ich seh‘ Dich nicht mehr.
Dies ist keine Zeit
für Dich und mich,
diese Zeit der Stürme,
diese Zeit des Abschieds
von dem,
was einstmals war.

Copyright Gisela Bradshaw

Aufgetaucht


Aufgetaucht

Mit mir aufgetaucht
Aus dem Meer der Tränen
Ist sie wieder
die betörend schöne Sprache
meiner Phantasie,
das süße Antlitz
der wundervollen Poesie.
Lange Zeit schwamm ich
am Grunde eines tiefen Ozeans,
suchte Licht und Farbe.
Doch die Wasser waren viel zu tief
Und nur Dunkelheit umfloß mich..
Als ich Dich traf
Drang Licht zu mir,
dem hoffnungsvoll ich folgte,
das zurück mich brachte
Stück für Stück
in die bunte Schönheit dieser Welt.
Jetzt spür ich’s wieder
Dies heiße Herz
und laß all die Zauberworte fließen
Zum Dank für
Licht und Luft
und Seligkeit.

Abendnebel



Abendnebel

Abendnebel
steigt auf vom Talesgrund,
legt sich als
wallender Schleier,
weißgrau,
schwebend
über dunkelgrünen
Waldesrand,
verwandelt die reale Welt
in ein Reich
regiert von Feen und Elfen,
die, schemenhaft, grazil,
auf unsichtbaren Schwingen
ihr Land durchschweben.
Abendnebel,
Spiel der Wolken
mit Wald und Flur
und Tier,
flüchtig, traumverloren,
wundervolles Schauspiel
der Natur.

Ausflug zu den Sternen



Ausflug zu den Sternen

Wenn das weiße Licht des Abendsterns
Die Welt in sanften Schimmer taucht,
fliegt mein Gedanke hoch zu ihm,
durchstreift behende Zeit und Raum,
der unermeßlich weit
in and’ren Universen sich verliert.
Das helle Licht des Sterns Barnard
Taucht auf und bleibt zurück.
Cassiopeia, stolz und schön
spaziert vorbei, gefolgt vom
Würd’gen Orion.
Im gleißend hellen Lichte der Plejaden
Geht weiter meine Reise
Zu Alkor und Mizar, die
frisch geputzt am Großen Wagen
stolz zu mir herüber winken,
wo sie seit ew’gen Zeiten
seltener Wand’rer harren.
Vorbei an roten Zwergen,
die im Tod ihr letztes Licht
verschwenderisch vergießen,
geht meine kühne Fahrt.
Bald wird’s zu kalt
in dieser fernen Galaxy,
Lichtjahre weg von mir zuhaus.
So mach‘ ich kehrt und flieg' zurück,
der Zukunft nun entgegen,
verlasse diese Eiseswelt,
zurück zu dem Planeten,
der unbeirrt und strahlend blau
auf festgelegten Bahnen
seine ew’gen Kreise zieht,
und mir für kurze Zeit
die einz’ge Heimat bietet.
An klaren Nächten
blick‘ ich hoch zu euch,
ihr wunderschönen Sterne,
zu Dir Cassiopeia, Orion und Gemini
und wie sie alle heißen.
In Eurem sanften Sternenlicht denk ich
an die Vergänglichkeit
Und weine eine kleine Träne.

Copyright Gisela Bradshaw

Winter



Trauerweiden

Trauerweiden
tauchen
ihre Zweige
Tief
in den Teich.
Weiden
trauern
tief
am stillen
Wasser.

Copyright Gisela Bradshaw

Novemberlicht


Novemberlicht


Novemberlicht

Das Licht des Sommers ist verblasst,
scheint jetzt auf Andere runter.
Geblieben ist
Novemberlicht
Silbrig hell umhüllt es
Dich und mich.
Raureif
wie ein seltner Diamant
so zart und fein
funkelt sanft
im matten Schein.
Zwei Amseln
dick und rund
rascheln flink
durchs welke Laub.
Müde von des Sommers Pracht
hat sich zur Ruh begeben
die Natur,
weich bedeckt
vom Silberlicht.